Oorspronkelijk gepubliceerd op Brigitte.de — http://blog.brigitte.de/holland/
Ich lebe in einem Land, dessen Bewohner ihr Zuhause auch als ‘kleines Froschland’ bezeichnen. Ich habe noch keinen Aufschluss darüber erhalten, wo die Holländer diesen Namen her haben, aber bei den Eigenschaften ‘klein, grün und eine große Klappe’ fallen mir schon einige Parallelen auf.
Klein: Holland hat 16 Millionen Einwohner und ist damit so groß wie Nordrhein-Westfalen.
Auf dem kleinen Flecken Erde stapeln sich die Menschen; vor 25 Jahren musste extra noch ein Teil des Ijsselmeers trockengelegt werden, damit hier alle ein bisschen mehr Platz haben. Und heutzutage meckern alle über die schmalen Autobahnen und die ständigen Staus nach dem angenehmen Sommerloch (wenn die Hälfte des Landes nach Frankreich, Italien oder in die Schweiz fährt).
Grün: es regnet hier oft. Viel öfter, als mir lieb ist. Zufällig erleben wir hier gerade eine sehr warme Woche, aber eigentlich ist es an der Tagesordnung, sich mit dem klapprigen Fahrrad (die teuren Versionen werden sofort geklaut) durch den peitschenden Regen und den Gegenwind zu kämpfen. Dafür ist es hier immer schön grün und hat der Rasen sogar im Dezember ein bezauberndes Leuchten.
Große Klappe: Die Holländer sind ziemlich arrogant. Sie wissen immer alles besser. Klein, aber oho; sie wollen halt unbedingt auf dem großen Weltatlas wahrgenommen werden und mit den Großen mitmischen. Eine Art Minderwertigkeitskomplex, obwohl sie das natürlich nie zugeben würden. Und eigentlich muss ich ihnen auch ganz oft Recht geben. Widerstand ist zwecklos, könnte man auch sagen.
Und trotzdem sind kleine grüne Frösche ja auch irgendwie nett. Sie tun einem nichts, können ganz freundlich dasitzen und einen angucken. Und auf einmal ganz laut quaken. Ganz kurz. Und dann springen sie weiter.
So geht es mir hier oft. Ich stehe in einem Zeitungsladen und stoße mit meiner Tasche gegen einen Mitmenschen. Anstatt sich zu ärgern oder mich einfach zu ignorieren, dreht er sich zu mir um, schaut mir ins Gesicht und sagt dann mit einem spontanen Lächeln: “Ach, das macht doch nichts!”. Obwohl ich mich stotternd entschuldigen möchte, weil ich in seine Privatsphäre eingedrungen bin. Man gerät leicht ins Plaudern und denkt beim Weitergehen: ‘Nett!’.
Dann gehe ich weiter zum Zug, bin vertieft in mein Buch, schaue auf, weil ich nicht mehr weiß, wo ich hin muss und höre auf einmal eine mir unbekannte Stimme im Vorbeigehen ausrufen: “Guck doch nicht so missmutig!”. Da ist es wieder, das laute Quaken. Jemand, den ich nicht kenne, entscheidet mal eben schnell, in welcher Stimmung ich heute bin. Er liest sie von meinem Gesicht ab, geht davon aus, dass ich einen schlechten Tag hab und sagt mir das dann direkt. Im Vorbeigehen. Einfach so. Obwohl ich heute rundum zufrieden bin. Und ich ihn gar nicht nach seiner Meinung gefragt habe. Und dann ärgere ich mich über den Frosch, der gerade noch klein und nett war und auf einmal meine Stimmung versaut hat. Und stelle mir vor, ich würde einer wildfremden Frau in der S-Bahn in Berlin ins Gesicht sagen: “Sie gucken aber heute unfreundlich!”.
Klein, grün und eine große Klappe passen also sehr gut zusammen. Und ich werde mich so gut wie möglich anpassen. Der Unbekannte ist nach seiner Bemerkung schon längst wieder weitergelaufen und meinem Gesichtsfeld entschwunden. Ich seufze, steige in den Zug und werde mir ab morgen Mühe geben, allen Fröschen um mich rum noch freundlicher zu begegnen.
Ulrike Nagel: Freitag, 2 September 2005, 16:28 Uhr
Kommentare
Das war ja schon mal ein schöner Anfang über das kleine Kickerland in dem ich auch seit 6 Jahren lebe… Hoffentlich kommt noch mehr, bei dem ich denke “endlich mal nicht nur das verträumte deutsche Jubilieren über das idyllische Holland!”.
Thema Toleranz wäre auch interessant, z.B. wie tolerant 16 Mio. Einwohner bezüglich Leuten sind, die versuchen, ihre Sprache zu sprechen, dies aber nur mit Akzent schaffen… Oder niederländisches Englisch “seven üp”…
Die aktuelle Diskussion zu allochtoon und autochtoon wäre auch mal sehr spannend…
Für alle Interessierten empfiehlt sich zusätzlich das Buch “The Undutchables”!!!
Weiter so, Ulrike Nagel!Kommentiert von: Sonja | Sonntag, 4 September 2005, 11:56 Uhr
Komisch, ich habe auch einige Zeit in Holland gelebt, bin jedoch nie auf arrogante Holländer getroffen, dafür auf nette, hilfsbereite, (oft etwas laute – na und), weltoffene und fröhliche Menschen, mit denen ich auch heute noch Kontakt habe.
Kommt es vielleicht daher, dass ich in einer internationalen Community und mehrsprachig aufwuchs und daher eher mit meinen deutschen Landsleuten Schwierigkeiten habe als mit Ausländern?
Apropos Sprache: Ich habe festgestellt, dass Menschen in allen Ländern(also auch in den Niederlanden) erfreut sind, wenn Fremde versuchen, sich in der Landessprache verständlich zu machen.
Ich bin es ja auch, wenn ich das hier in Deutschland erlebe.
Meine ausländischen Freunde beklagen sich oft darüber, dass die Deutschen unfreundlich und ungeduldig sind, wenn sie versuchen, ihre Deutschkenntnisse in unserem Land zu praktizieren. Also: mehr Toleranz von allen Seiten!
Ich würde aber niemandem raten, sich anzupassen,
sondern der zu bleiben, der er ist.Auf jeden Fall werde ich versuchen, mir das Buch
“The Undutchables” zu besorgen, der Titel klingt vielversprechend!Robin
Kommentiert von: robin44 | Sonntag, 4 September 2005, 13:53 Uhr
Ich lebe seit 30 Jahren in den Niederlanden und dachte in den ersten Jahren, dass es viele Unterschiede zwischen Deutschen und Niederländern gibt. Nach 30 Jahren ist das nicht mehr so gravierend. Allerdings das mit der ‘grossen Klappe”, das trifft ganz bestimmt auch auf die Deutschen zu. Hier in unserer Region machen viele Deutsche Urlaub, und wenn ein Bekannter mal wieder eine “grossmäulige” Erfahrung gemacht hat, dann sagt er (so oder ähnlich):”Also, Renate ich habe ja nichts gegen Deutsche, aber warum sind die so unhöflich?” Und ich hatte immer gedacht, dass wir eben gerade ein sehr höfliches Volk sind.
Ich habe übrigens festgestellt, dass die Leute sich im Ausland oft anders (schlechter) benehmen als zu hause.
Noch zum Schluss volgendes, mir gefällt es hier prima und ich kenne nette Leute und auch Ekelpakete – hier aber auch in meiner Heimat. Groetjes RenateKommentiert von: Renate | Sonntag, 4 September 2005, 14:51 Uhr
Meine Erfahrungen mit Holländern sind bis jetzt nur positiver Art – ob im Urlaub oder beim Shopping in den Niederlanden. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Wir sind vor einem Jahr umgezogen (wir wohnen auf einem Dörfchen im Münsterland) unser neuer Nachbar kommt aus den Niederlanden und wir wurden von ihm mit offenen Armen empfangen. Zur Begrüssung stand ein Strauss Blumen auf dem Tisch und ein netter Brief dazu, in dem er uns seine Hilfe beim Umzug anbot. Wir haben eine wunderbare Nachbarschaft und schon viele schöne Stunden und Abende zusammen verbracht Wie sagte meine Oma immer so schön: “Wie´s in den Wald hinein ruft so schallt es heraus” irgendwie ist da schon was Wahres dran.
Kommentiert von: Birgitt Kroh | Sonntag, 4 September 2005, 19:07 Uhr
…toll beschrieben, ging mir ganz ähnlich in Holland! Allerdings habe ich auch noch die Erfahrung gemacht, dass Menschen aus anderen Ländern,die länger in Holland leben ebenfalls so kleine, grüne Frösche werden. So habe ich meine beste Freundin Sonja in Holland als Frosch zurüchgelassen ! Quak! alexandra
Kommentiert von: alexandra | Sonntag, 4 September 2005, 19:49 Uhr
Hoi,
meine Mutter ist Holländerin, geboren in Indonesien. Die Urlaube in Holland bei Oma und Opa und im Kreise der halb-indonesischen Familie fand ich immer klasse und auch die Familientreffen sind sehr viel schöner und GESELLIGER als die hier in Deutschland.
Ich mag die Geselligkeit der Holländer! Bin auch fast mal dahin gezogen, hätte erst mal Arbeit über die Zeitarbeitsagentur “The Undutchables” gefunden, aber die Liebe hat mich dann doch hier gehalten…
Groetjes,
SilkeKommentiert von: Silke | Montag, 5 September 2005, 8:19 Uhr
Goedemiddag
Ich bin Hölländerin und lebe seit 32 Jahren in
Bayern. Also da sind mir meine “kleinen Frösche” schon lieber,lieber kwaak als gemotze.Mir fehlt hier immer noch die offenheit und irgenwo auch der s.g. Freie Geist,und auch das spontane,hier muß immer alles geregeld und geplant werden. Lass die Frösche beliben wie sie sind, dass ist gut für Europa.DAAAAAAG
Kommentiert von: Marianne Schüttel-Oomes | Montag, 5 September 2005, 14:19 Uhr
Große Klappe: Die Holländer sind ziemlich arrogant. Sie wissen immer alles besser. Klein, aber oho; sie wollen halt unbedingt auf dem großen Weltatlas wahrgenommen werden und mit den Großen mitmischen. Eine Art Minderwertigkeitskomplex, obwohl sie das natürlich nie zugeben würden. Und eigentlich muss ich ihnen auch ganz oft Recht geben. Widerstand ist zwecklos, könnte man auch sagen.
…………..Und alle Holländer heissen Jos..
Kommentiert von: Henk ( van Betsy ) | Dienstag, 6 September 2005, 20:56 Uhr
Hoi,
ich selbst habe auch in holland gelebt und mich dort sehr wohl gefühlt.ich fahre immer wieder gerne zu meinen freunden,die holländer sind schon ein witziges völkchen und nicht so verklemmt wie die deutschen.aber einfach so eine verabredung machen ist schwierig erstmal in den agenda schauen wann denn wieder ein termin frei ist….
und vla vermisse ich mmmhhh echt lekkerKommentiert von: Rebekka | Mittwoch, 7 September 2005, 12:54 Uhr
Hoi,
tolle Geschichte…Bin zwar selbst kein Holländer, aber meine Tochter wohnt und arbeitet seit einigen Jahren in Holland. Daher kenne ich inzwischen beide Mentalitäten und kann das ganze nur bestätigen: Ich fühle mich immer wie neugeboren, wenn ich über die Grenze nach Holland hinein fahre! So ein Gefühl von Freiheit und Wohlsein kenn ich sonst kaum woanders! Den größten Spaß macht es, den kleinen Fröschen bei ihrem lustigen Treiben einfach nur zuzuschauen… oder sich selbst mit hineinzuwerfen!
Jetzt warte ich nur noch darauf, daß meine Tochter endlich einen dieser Frösche (aber LEKKER muss er sein!) wach und zum Prinzen küsst!Ach so: Die meisten männlichen Holländer heissen Jos oder Henk, glaub ich zumindest…
doei! Lutz
Kommentiert von: Lutz | Mittwoch, 7 September 2005, 17:42 Uhr
Endlich eine geborene Hollaenderin dabei!Zum Thema Frosch:
Bitte, wir sind keine Froesche.
Die Niederlaende(nie Holland sagen bitte!)haben immer zu viel wasser gekannt, von oben als Regen und unten als Meer und See.Froesche leben im Wasser, daher ist es ein Land von und fuer Froesche: ons koude kikkerlandje.Kommentiert von: Leontine van Vliet | Freitag, 9 September 2005, 20:35 Uhr
ich lebe seit 13 Jahren in den Niederlanden. Seit einiger Zeit arbeite ich als Deutschlehrerin. Ich bin immer wieder konfrontiert mit der Frage: warum müssen wir deutsch lernen & ihr lernt kein holländisch? Das obwohl viele Menschen hier an der Grenze auch perfect nederlands praten.
Es ist echt gesellig & wir haben die tollsten buren & collegas der Welt. Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir von Deutschland wieder nach Hause kommen. Es ist nur im Sommer für uns peinlich, wenn wieder die großmäuligen Urlauber auf “ihren Campingplatz” in Holland kommen.Kommentiert von: Christel | Donnerstag, 15 September 2005, 0:47 Uhr
Hallo iedereen,
Mich hat die Liebe via Madagaskar von der Schweiz in die Niederlande gebracht. Inzwischen wohne ich hier seit fast 5 Jahren. Im Vergleich zur Schweiz fällt mir vor allem auf, dass hier alles viiiiieel unkomplizierter und offener ist. Mich überfällt immer ein Gefühl von Freiheit, wenn ich über die Grenze fahre und mein Blick sich im weiten Horizont über dem flachen Land verliert. Leute nehme ich als spontan und unkompliziert war, oft freundlich und manchmal auch mürrisch, aber in jedem Fall viel freier und unbefangener als in der Schweiz. Und ja, ab und zu ‘quakt’ tatsächlich ungefragt eine Meinung an meinen Kopf und das ist (für mich) sehr ungewohnt und manchmal auch nervig und ein bisschen brutal, aber nicht arrogant. Und was das grüne Land und den Regen betrifft: mir sind kurze und kräftige Regengüsse, die meist im Nu vorbeiwehen, lieber als Wolkendecken, die sich in einem Tal stauen und tagelang die Sonne nicht durchlassen. Dafür geniesse ich in der Schweiz die schöne Natur und den Platz, weil hier kann’s halt manchmal schon ganz schön eng werden mit all den Leuten in einem so kleinen Land. Die Niederlande gehören mit einer durchschnittlichen Einwohnerzahl von 480 pro km2 zu den dichtst bevölkerten Ländern dieser Erde (Schweiz, Stand 2001: 176 Einwohner pro km2). Und auch die Blechlawinen scheinen hier nie ein Ende zu nehmen. Aber trotzdem: ich finde es hier ‘gezellig’ und mir gefällt’s prima. Und welchen Ort in der Welt auch immer man als seinen Wohnort wählt: Vor- und Nachteile gibt’s überall!
Groetjes, Karin
Kommentiert von: Karin | Dienstag, 1 November 2005, 17:29 Uhr
Hallo Niederländer und Nicht-Niederländer,
war ganz bezuckert über diesen Weblog und werde hier am Ball bleiben. Ich selbst bin ein riesen HOLLAND-FAN (sorry, Niederland-Fan)..fahre ständig nach Zeeland und liebe es. Auch mir ist aufgefallen, daß unsere “Nachbarn” offener, freundlicher und einfach lockerer sind. Das Land hat eine wunderbare Ausstrahlung,flach wie es ist. Mir fällt aber auch garnichts Negatives ein..ach doch: die Pommes waren dort letztens GROTTENSCHLECHT!!! Hab sie trotzdem gegessen, wollte ja nicht wieder “typisch -deutsch” rumnörgeln. 🙂Grüßli, Heike